Freitag, 6. Juli 2012

Apocalypse Now - der neue Stohlquist Canyoninganzug im Einsatz

Ausnahmsweise mal ein Beitrag für all jene, die kein Boot unterm Hinterteil tragen und sich dem Canyoning verschrieben haben. Eine gute Autostunde von Trento in Südtirol entfernt im verträumten Valsugana befindet sich der kleine Ort Grigno, der mit der gleichnamigen Schlucht ein echtes Schmankerl für Freunde von wasserreichen und sportlichen Canyons bietet. Von den Erstbegehern liebevoll "Apocalypse Now" getauft, lässt sich schon ungefähr erahnen, was den Begeher erwartet. 
Für uns schon lange auf der "Musst-du-gesehen-haben" Liste bot sich Ende Juli endlich die Möglichkeit einer Begehung. Der Wasserstand war mit 1000l/s zwar recht hoch, allerdings hat der Grigno selbst nach langen Wärmeperioden selten unter 600l/s. Nach kurzem Zustieg erreichten wir also das Bachbett, welches nach 10-minütigem Fußmarsch und einigen Schwimmpassagen zum ersten Abseiler von 17m rechts an einem Baum führt. Das spannende an dieser Tour ist, dass es nach diesem Abseiler keine vorzeitigen Ausstiege mehr gibt - das Wetter muss also passen und der Begeher muss den Anforderungen absolut gewachsen sein. Kaum abgeseilt ist man auch schon mittendrin - die Wände links und rechts schießen in die Höhe und der Lärm von einem Kubikmeter Wasser ist ohrenbetäubend. Dankenswerter Weise sind alle höheren Abseilstellen so eingerichtet, dass es außerhalb des Wasserstrahls dahingeht. Nach der zweiten Abseilstelle von 25m, die den bezeichnenden Namen "Walküre" trägt, verengt sich die Schlucht nochmals und die Wandhöhe beträgt nie unter hundert Meter - spätestens hier versteht man die Namensgebung. Was jetzt folgt lässt sich kaum in Worte fassen! Der zwei Kilometer lange Korridor ist selten breiter als drei Meter, es ist düster und die Geräuschkulisse übertönt alles. Es folgen viele niedrige Stufen und kurze Abseiler, bei denen man allerdings häufig dem Wasser ausgesetzt ist. Jetzt sind wir voll gefordert! Die Wildwasserprobleme treten immer häufiger auf, so dass Wurfsack und Treibanker garnicht mehr weggepackt werden - die Apocalypse ist da! Von den Wänden tropft soviel Wasser herab, dass man nicht sagen kann ob es gerade aus Kübeln gießt oder nicht. Den Himmel sieht man so gut wie nie und stellenweise ist es so finster wie in tiefster Nacht. Nach guten drei Stunden weitet sich der Korridor wieder, wir sehen den blauen Himmel und kommen an die letzten hohen Abseilstellen von jeweils 20m Höhe. Nach insgesamt vier Stunden ist unvermittelt Schluss und der Grigno gleicht einem ganz normalen Bach der in einem breiten Bachbett gemütlich dahinfließt. Jetzt fällt einem auch erst so richtig auf wie laut es während der ganzen Tour war - Entspannung macht sich breit! Zurück im Dorf gönnen wir uns erstmal einen Aperol-Spritz. Selten, dass ein Spitzname eine Tour so treffend beschreibt wie in diesem Fall!

Für Wiederholer: der Pegel lässt sich unter www.floods.it gut im Vorfeld checken!
die Walküre

Eingang zum Korridor

mittendrin statt...

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