Die Tuere geht auf, die Luft von außen vermischt
sich mit der Luft des Flugzeuges, die Haut belegt sich in Sekundenschnelle mit
Schweiß, die Kleider kleben am Koerper. Wir, meine Frau Svetana und ich, sind
definitv in Sumatra gelandet.
Sumatra ist die westlichste Insel Indonesiens und
liegt nahe am Äquator.
In Medan trafen wir uns mit Halim. Er kommt
urspruenglich aus Deutschland, lebt aber schon viele Jahre in Sumatra und half
uns beim Organisieren unserer Kayaktrips. In Brastagi erholten wir uns von der
Anreise. Wir bestiegen den noch aktiven Vulkan Sibyak und schlugen uns mit Fruechten
den Bauch voll. Die Auswahl an Fruechten ist enorm. Man kann fast jede
exotische Frucht bekommen, die man kennt oder auch nicht. Am Abend verwandelten
sich die Straßen von Brastagi in eine kulinarische Hochburg. Es wurden
Essensstaende aufgestellt, an denen Fisch, Fleisch und extrem sueße Backwaren
zubereitet wurden. Wir fuehlten uns wie im siebten Himmel.
Nach den himmlischen Tagen in Brastagi ging es
fuer uns das erste Mal auf das Wasser. Am Programm stand der Fluss Wampuu. Um
diesen zu erreichen mussten wir ans Ende einer Strasse fahren um anschliessend
den Weg durch einen steilen, rutschigen und dichten Regenwald zu finden. Zum
Glueck waren die Einheimischen von ??? sehr hilfsbereit und halfen uns
dabei. Am Einstieg angekommen
schlugen Sie uns mit ihren Macheten einen schoenen Schlafplatz ins Gebuesch. Die
Effizienz einer Machete ist erstaunlich. Die Dimensionen der Gewaechse sind
riesig. Die Baeume haben Umfaenge wie Brueckenpfeiler und sind so hoch, dass
wir die Wipfel nur erahnen konnten, die Blaetter sind groß wie A4. Als sich der
Tag zur Nacht wandelte, fing der Wald an zu leben. Tiere kommunizierten, Baeume
bogen sich im Wind und der Fluss rauschte im Hintergrund, es war ein bisschen
unheimlich.
Am naechsten Morgen machten wir uns auf zum
Wasserfall. Der Weg dorthin war nicht einfach. Wir mussten uns weiterhin durch
den Urwald schlagen, manchmal mussten wir sogar im Flussbett unsere Schritte
auf den rutschigen Steinen setzen und durstige Blutegel saugten sich an unsere
Beine. Nach einer Stunde erreichten wir den Wasserfall und all die Strapzen
waren vergessen. Der gesamte Fluss stuerzt ca. 30m in die Tiefe, der Pool ist riesig
und wird begrenzt von steilen Felswaenden, die mit Moos bewachsen sind, die
Gischt reflektierte die Sonne in alle Richtungen und zauberte Farben in die
Luft, es ist ein magischer Platz.
Das Wissen, dass an dieser Stelle ein Staudamm
gebaut werden soll und, dass wir vielleicht zu den letzten Paddlern zählen, die
sich von der Magie verzaubern
lassen können, machte uns die Einzigartigkeit dieses Erlebnisses bewusst mit
einem lachenden und einem weinenden Auge.
Mit Ausdauer und Konzentration beobachteten wir
die stürzenden Wasser, legten im Geiste fahrbare Routen an und zerstreuten im
Gespräch unsere Zweifel über die Befahrbarkeit des Wasserfalls. Eine Befahrung ist
aufwändig und benoetigt ein groeßeres Team, weil der Zustieg ueber die steilen
unmoeglich ist und eine Befahrung durch die oberhalb liegende Schlucht eine
expedition fuer sich ist.
Nach dem wunderschoenen Morgen starteten wir
unsere Flussfahrt. Das Wildwasser wies mit viel Wasser den dritten
Schwierigkeitsgrad auf, am Ufer gesäumt von einer Vielfalt von Gewächsen,
außerdem erspähten wir unterschiedlichste Tiere, zum Beispiel Iguans, Affen,
und sonderbare Voegel. Die Umgebung des Wampoo übertrumpft den Abenteuerfaktor
von so manchem Fluss im hoechsten Schwierigkeitsgrad.
Unser zweites Camp schlugen wir neben einer
verlassenen Fischerhuette auf, in der wir eine Angel mit Haken gefunden hatten.
Also versuchten wir unser Glueck! Leider blieben wir ohne Erfolg und griffen
auf unsere koestlichen Instantnudeln zurueck. Zu spaeter Stunde mussten wir die
Fischerhuette als Unterschlupf gegen den Regen nutzen.
Der zweite Tag fuehrte uns vom wilden Dschungel
zurueck in die Zivilisation. Nach den drei Tagen in Abgeschiedenheit hat es uns
nach Bukeht Lavang gezogen. Wir beobachteten Orang Utans in freier Wildbahn..
Im …. Nationalpark werden Orang Utans in die Natur reintegriert. Die Orang
Utans sind der Wahnsinn! Die
riesigen Affen hangeln sich mit ihren enorm langen Armen von Baum zu Baum, als
waere es das leichteste der Welt. Bei genauerem Hinnsehen kann man sogar die
Aehnlichkeit zum Menschen erkennen. Die Orang Utans sind von der gesamten
Tierwelt dem menschlichen Erbgut am naechsten.
Von nun an sollte uns der Weg zum Asahan fuehren.
Wir mieteten uns ein Transportmitel fuer die naechsten Tage, dabei staunten wir
nicht schlecht, als ploetzlich ein LKW vor der Tuer stand. Somit ging es mit
ueberdimensionerten Shuttelfahrzeug in Richtung Asahan. Nach der neunstuendigen
Fahrt erreichten wir Parithehan. In dem kleinen Dorf quartierten wir uns bei
John und seiner Familie ein. John betreibt das einzige “Hotel” in einem Umkreis
von 100km. Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, folgten wir den magischen
Rufen des Wassers..
Wir paddelten als Warm-up den Hula-Huli, dieser
Abschnitt ist Funboating pur: eine Stunde durchgehend Wavetrains, Surfwellen,
kraeftige Kehrwasser und nicht zu vergessen: warmes! Wasser. Die
Wassertempeatur liegt bei ca. 20 Grad, daher benoetigten wir keine laestigen
Paddleklamotten. Spritzdecke, Helm und Schwimmweste genügten. Diesen Fluss an
meinen Geburtstag zu paddeln, war das beste Geschenk aller Zeiten. Wir nutzten
diesen Flussabschnitt jeden Tag als Gutenmorgenrun.
Am naechsten Tag nahmen wir den
Honeymooncanyon in Angriff. Am
Einstieg stürzten wir uns am Blackriver, einem Seitenbach des Asahans, von einer
ca. drei Meter hohe Stufe, um dann in den Asahan zu treiben. Es war ein, im
wahrsten Sinne des Wortes, Bombengefuehl, die Kraft und Wucht des Asahans auf
unseren Paddelblaettern zu spueren. Diese Strecke sollte fuer uns mit Abstand
die landschaftlich schoenste vom Asahan werden. In den engen Schluchten genossen
wir die Abgeschiedenheit, Wildnis, Exotik und Einzigartigkeit in vollen Zuegen.
Die Schwierigkeiten ueberschritten den dritten Grad nur einmal bei einem
Mustrun, der unmöglich umtragen werden konnte. Der Honeymoonhorror ist eine
wuchtige 4er Stelle. Sie ist nicht schwer jedoch riesig, somit kamen wir wildwassertechnisch
auch noch auf unsere Kosten.
Am Abend erhielten wir die Botschaft, dass uns
unser Fahrer plus Fharzeug am naechsten Abend verlassen muss. Anfangs wussten
wir nicht, was wir machen sollten. Sollten wir unseren Asahantrip abbrechen
oder sollten wir uns um eine Alternative umsehen? Auf Grund der Tatsache, dass
wir noch nicht alle Abschnitte des Asahans gepaddelt waren, versuchten wir mit
der Hilfe von John und Sharul eine Loesung zu finden - ohne Erfolg.
Der naechste Tag sollte uns diese Sorgen vergessen
lassen. Wir ließen uns morgens bis zum Auslass des Stromkraftwerkes “Asahan 2”
shutteln. Von dort starteten wir mit “Neverending”. Neverending ist
vergleichbar mit Itanda am Weißen Nil, nur 4 Kilometer lang und im Creekboot.
An der ersten Kurve wartete die groeßte Herausforderung auf uns, das
“Rabbithole”: eine sehr schnelle und wuchtige Stromschnelle, die einige
Mustmoves fordert, gefolgt von wuchtigem Wildwasser im vierten Grad ohne Pause.
Wuchtwasser pur! Scouten war nur auf den Wellenbergen moeglich, schnelles
Reagieren ein Muss, gutes Kanten, um auf der Spur zu bleiben, kraftsparend,
kraeftige Boofs sorgten für Fun und das Ganze im Blue-Angel-Style (Einer direkt
hinter dem Anderem). Der Ritt ließ uns ganz schoen außer Atem kommen und klang
im darauffolgenden Hula-Huli Run perfekt aus..
Am Ausstieg wartete unser Shuttelfahrer schon auf
uns. Sein Anblick erinnerte uns daran, dass das unsere letzte Fahrt am Asahan
gewesen sein soll! Das war so gar nicht in unserem Sinne!. Wir ließen unseren Fahrer
alleine von Paritehan abreisen. Wir beabsichtigten, unsere Paddeltrips mittels
Autostop zu organisieren. Angesichts unseres Gepaecks samt Boote und Paddel, mit
dem wir irgendwie nach Medan zurük gelangen sollten, zweifelten wir an unserer
Entscheidung. Autostop funktionierte anfangs auch nicht so, wie wir uns das vorgestellt
hatten. Die Loesung fuer unser Problem war “Boda-Boda”. Boda-Bodas sind
Motorradtaxis in Uganda, die die Kundschaften samt Booten zum Fluss oder
zurueck transportieren. Dies sollte doch auch in Indonesien moeglich sein!!!
Wir versuchten, Shahrul von unsrer Idee zu ueberzeugen. Nach einigen
Erklaerungen und einer kurzen Testfahrt ließ er sich auf das Ungewisse ein. Er
war erstaunt, wie gut es funktionierte.
Nach der Flussfahrt versuchten wir es erneut mit
Autostop. Dieses Mal hatten wir mehr Glueck und konnten nach wenigen Minuten
einen Pick-up stoppen. In Kombination mit Boda-Boda und Autostop konnten wir
alle Flussabschnitte des oefteren paddeln. Ingesamt verbrachten wir sieben Tage
im Asahantal.
Die Rueckreise nach Medan viel uns schwer. Wir organisierten
sie uns mit oeffentlichen Verkehrsmitteln. Abgesehen von einem kleinen Aufpreis
fuer unsere Kajaks gab es keine Problem. Die Preise fuer die Busse sind sehr
gering, fuer umgerechnete sechs Euro wurden wir nach einer achtstuendige
Busfaht auch noch zur gewuenschten Adresse in Medan gebracht.
Während einer kurzen Unterbrechung auf dem Weg
nach Medan erholten wir uns von einer Woche Paddeln am Lake Toba, dem groeßte Kratersee
der Welt, der den Asahan mit dem herrlich warmen Wasser speist.
In Medan trafen wir uns wieder mit Halim, bei dem
wir auch netterweise einen Teil unseres Gepaecks fuer die restlichen Tage in
Sumatra unterstellen konnten.
Die letzten Tage entspannten wir uns auf der
verschlafenen Insel Pulau Weh. Zur Abwechslung steckten wir die Koepfe mal
unter Wasser und beobachteten eine faszinierende Unterwasserwelt. Am
Silvesterabend 2011, bei glutrot untergehender Sonne, reisten wir plaudernd
durch das Jahr 2011, zufrieden und dankbar mit unserer Ernte an Abenteuern,
Eindrücken und Begegnungen! Das Jahr darauf, also am nächsten Tag, brachen wir
zu unserem nächsten großen Reiseziel „Neuseeland“ auf. Von den dortigen
Erlebnissen wirst du in unserem folgenden Reisebericht lesen.
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