Zwischen Umzugs-, Uniabschluss-, Reise- und diversen anderen Stressen kam es bei mir in der letzten Zeit zu einer eineinhalbjährigen Osttirolpause. Eigentlich eine Schande, verbrachte ich zuvor doch fast sieben Sommer in diesem erstklassigen Wildwasserrevier rund um Lienz.
So kam es mir sehr gelegen, als ich Reiner Glanz am Dienstagnachmittag durchs Handy fragen hörte: »Was machst Du am Donnerstag? Iselschlucht?«. Schwer abzulehnen, stand der eher selten befahrene Abschnitt unterhalb der klassischen Hinteren Isel (Hinterbichl bis Bobojach, WW 3-4+) doch schon länger auf meiner Wunschliste. Spätestens seit Hannes Brandstätter die Iselschlucht zu seinem Osttiroler Favoriten gekürt hatte.
Der Großvenediger wacht überm Einstieg
Die große Rutsche vom Schluchtrand aus gesehen
David Krismayr und Robert Machacek erwarteten uns bereits hochmotiviert am Ausstieg und berichteten uns von eisigen Temperaturen am Einstieg. Tatsächlich, Raureif und Schnee empfangen uns in Bobojach an der Brücke. Also schnell Boote abladen und lieber auf der sonnigen Virgener Schotterstraße umziehen! Beim rechtsufrigen Hochfahren ließen sich die meisten Schwierigkeiten mit ein wenig Gekletter problemlos scouten. Lediglich von der vorletzten und gleichzeitig spektakulärsten Stelle sollte man sich nicht wie wir täuschen lassen.
oben: Blue Angel in der Eingangsstufe zur Niedrigklamm
unten: Dave in selbiger
endlich etwas Sonne in der sonst eher dunklen,
herbstlichen Schlucht.
Wäre die nächste und letzte Stelle vernünftig umhebbar, würde man außer Rückenschmerzen wohl nicht viel versäumen. Doch so blieb uns nichts anderes übrig, als bootsverachtend die insgesamt ungefähr vier Meter hohe, seichte Doppelstufe runterzubomben – recht so!
Home, Sweet Home - Herbstzeit - Kayaking the Isel gorge/Osttirol from Reiner Glanz on Vimeo.
Am Ausstieg angekommen, ging es nach Genießen der letzten Sonnenstrahlen für Robert und Dave jobbedingt wieder nach Salzburg. Reiner und ich beschlossen, noch einen Tag länger zu bleiben, um am nächsten Tag die super Strecke nochmal zu paddeln. Ein schneller Run zu zweit ohne große Zwischenfälle und einer angenehmen Ladung Adrenalin. Gut, zugegebenermaßen nicht ganz ohne Zwischenfälle: Bleibt man bei der Abschlussrutsche zentral, wartet ein recht fetter, angewinkelter Kicker auf den Befahrer – ganz rumgekriegt hab ich den unfreiwilligen Kickflip nicht. Also, aufgepasst!Streckeninfo:
Länge: ca. 3 Kilometer (Bobojach bis Brücke in Virgen, ca. 1 Kilometer oberhalb des Einstiegs zur Virgenschlucht)
Beste Befahrungszeit: Spätsommer und Herbst
Pegel: bei uns 75cm am Pegel Hinterbichl (gut für den ersten Versuch)
Schwierigkeiten: WW (4)-5, zweimal X (einmal davon WW 6?), mindestens einmal umseilen
Text: Daniel Herzig
Fotos: Daniel Herzig, Robert Machacek, Dave Krismayr
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